Warum junge Menschen immer häufiger nach Work-Life-Balance statt Karriere streben und warum eine Work-Life-Integration eigentlich sowieso die bessere Work-Life-Balance ist.

Berufs- und Privatleben müssen nicht zwingend streng voneinander getrennt sein, um eine gute Work-Life-Balance zu garantieren. Oft wirkt gerade die gegenseitige Integration besonders entlastend.

Sie sind jung und brauchen das Geld? Von wegen! Glaubt man HR-Foren und den neuesten Studien, zeichnet sich bei jungen Menschen ganz klar ein Trend in die entgegengesetzte Richtung ab. Mehr Freizeit und ein kreatives Arbeitsumfeld, dafür weniger Verantwortung und weniger Geld sind gefragt. Unternehmen spüren mittlerweile immer stärker, dass junge Nachwuchskräfte nicht mehr die hausinterne Karriereleiter hochklettern wollen, sondern mehr Sinn darin sehen, an einem positiven Arbeitsklima mitzuwirken und Sicherheit im Job zu haben.

Verantwortung? Nein danke!

In der Studie „Universum professional Research 2016“ – die ihre Ergebnisse im Jahr 2017 nochmals bestärkte – wurden 12 000 junge Schweizer hinsichtlich ihrer Karriereziele befragt. Nur die Wenigsten glaubten daran, jemals am Chefsessel zu sitzen. Grund dafür war nicht, dass sie es sich nicht zugetraut hätten. Vielmehr erschien der Posten einer verantwortungsvollen Führungskraft für die meisten überhaupt nicht attraktiv. Ein Trend, der sich auch in vielen anderen Ländern Europas abzeichnet. So ist das Ziel für viele heute nicht mehr der Thron ganz oben im Unternehmen, sondern die Harmonie und Zufriedenheit mit dem, was 40 Stunden die Woche gemacht wird.

Talente fordern ein

Die „Young Talents“ wissen dabei genau, was sie sich vom Arbeitgeber erwarten: Flexible Arbeitsbedingungen, wie etwa die Möglichkeit zum Home Office, ein positives Arbeitsklima und flexible Arbeitszeiten stehen ganz oben auf der Liste. Wenn dies nicht geboten wird, kann schonmal schnell zum nächsten Unternehmen gewechselt werden. Und das wird dem zukünftigen Chef auch immer häufiger kommuniziert. Eine schwierige Entwicklung für viele Arbeitgeber: Sie wollen in ihrem Unternehmen in junge Nachwuchsführungskräfte investieren, müssen jedoch stets damit rechnen, ihre Investition an Mitbewerber zu verlieren.

Quelle: http://www.karriere-guide.ch/work-life-balance-hoch-im-kurs

Zunehmender Arbeitgeberwechsel

Denn die Wechselbereitschaft ist extrem hoch: Wenn in einem Unternehmen die gewünschte Work-Life-Balance nicht ermöglicht wird, wird sie oft schlicht in einem anderen gesucht. Zentral für das Arbeitsleben sind dabei für junge Erwachsene nicht mehr primär Karriere, Macht und Geld, sondern vielmehr der Wunsch, sich einer sinnvollen Tätigkeit zu widmen und diese mit einem vielseitigen Privatleben zu verschränken. Dafür werden schonmal mehrere Arbeitgeber abgeklappert, bevor man sich vollends auf einen einlässt. Viele Unternehmen reagieren darauf, indem sie mit eigenen Fitnessstudios, einem Betriebskindergarten oder flexiblen Arbeitsbedingungen werben und hoffen so, sich als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Außerdem schaffen sie so die Möglichkeit, Bereiche des Privatlebens effektiv in das Berufsleben zu integrieren – und umgekehrt. Ein Trend, der stark zunimmt.

Von der Work-Life-Balance zur Work-Life-Integration

In einer digitalen Zeit, in der private Social-Media-Kanäle am Arbeitsplatz genutzt werden und ein Meeting gerne auch mal von zuhause per Webcam stattfindet, verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben sowieso zunehmend. Eine reine Work-Life-Balance, in der diese beiden Bereiche stark voneinander getrennt sind und die Balance halten, tritt immer mehr hinter eine „Work-Life-Integration“ zurück, bei der Berufs- und Privatleben ineinander verschränkt und integriert werden. Das heißt nicht, dass das Berufsleben zum Privatleben wird. Vielmehr bedeutet es eine zusätzliche Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse und mehr Freiheit in der Gestaltung und Organisation der eigenen Tätigkeit. Zum Geburtstag der Kinder mit der Familie spontan ans Meer fliegen und trotzdem die Arbeit nicht hintenanstehen lassen? Kein Problem! Einfach den Laptop eingepackt und beide Dinge effektiv miteinander ausbalanciert integriert. Durch die Digitalisierung ist der Arbeitsplatz nicht mehr örtlich fixiert. So kann zunehmend flexibler gearbeitet werden. Und zwar wann und wo man will. Der eigene Workload kann dabei individuell organisiert und geplant werden. Und wenn man, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, die Arbeit einfach auf später verschieben kann, um sich im Moment anderen oder dringlicheren Dingen zu widmen, gibt es viel weniger Platz für Stress und Unbehagen. Unternehmen, die das Potential einer echten Work-Life-Integration erkennen und auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter schon heute eingehen, werden von einer langfristigen Mitarbeiterbindung und einer motivierten und produktiven Belegschaft profitieren.